Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT
Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT Museum - ERLAUF ERINNERT

Museum - ERLAUF ERINNERT

 

MUSEUM ERLAUF ERINNERT

 

In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 trafen sich in Erlauf der sowjetische General Dmitri Dritschkin und der US-amerikanische General Stanley Reinhart und feierten gemeinsam den um 00:01 Uhr in Kraft tretenden Waffenstillstand. In Europa war der Krieg beendet. 20 Jahre nach dem historischen Treffen der Generäle brachten die jüdischen Emigranten Ernst Brod und Frank Schanzer die Erinnerung an die Ereignisse mit einer Broschüre der US-Division nach Erlauf zurück. Die daraufhin am Gemeindehaus von Politikern offiziell enthüllte Gedenktafel war die Initialzündung für eine bis heute lebendige Erinnerungskultur in Erlauf.

Kein anderer Ort vergleichbarer Größe im deutschsprachigen Raum hat sich derart bewusst und über eine ähnlich lange Zeitspanne hinweg mit den Themen Frieden, Erinnerung und Kunst auseinandergesetzt.

Von 1965 an organisierte die Gemeinde zunächst jährlich eine Gedenkfeier, aus denen später die Friedenstage hervorgingen. Und schließlich entstand eine intensive künstlerische Auseinandersetzung mit der Geschichte im öffentlichen Raum: 1995 wurden die Friedensdenkmäler von Jenny Holzer und Oleg Komov errichtet und in der Folge eine Reihe von temporären Kunstprojekten im öffentlichen Raum wie Erlauf erinnert sich (2000, 2002), 17 Momente vor dem Frühling. Erinnerung an die Russen in Niederösterreich (2004) oder das partizipative Musikprojekt AMF—Allied Musical Forces (2006) des Komponisten Konrad Rennert realisiert. Parallel dazu widmete man sich mit Ausstellungen in einer kleinen Friedensgedenkstätte und mehreren Dokumentationsfilmen den historischen Aspekten.

Mit ERLAUF ERINNERT Museum der Friedensgemeinde Erlauf wurde ein lebendiger Ort der übergreifenden Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte, Erinnerungskultur und Gegenwartskunst geschaffen.

Seit Mai 2015 werden in einer 250 m2 großen Dauerausstellung – 70 Jahre nach Kriegsende und ausgehend von dem historischen Ereignis 1945 – die Vorgänge in Ort und Region, die Geschichte von Totalitarismus und Vertreibung genauso wie die Brüche und Kontinuitäten der österreichischen Erinnerungskultur der Zweiten Republik in Verbindung mit künstlerischen Arbeiten gezeigt. Im Archiv der Kunst und im Filmraum lassen sich alle in Erlauf verwirklichten Kunst- und Filmprojekte erschließen. Eine Sonderausstellungsfläche ist temporären Ausstellungen, Vorträgen, Lesungen, Filmvorführungen und Vermittlungsprojekten gewidmet. Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Thematik wird in einem temporär bespielbaren Teil der Ausstellung fortgesetzt.

"Wie die Erinnerung nach Erlauf kam"

Das Treffen der alliierten Generäle in Erlauf 1945 geriet in der unmittelbaren Nachkriegszeit vorerst in Vergessenheit. Ende der 1950er Jahre entdeckte der aus Erlauf stammende Emigrant Ernst Brod in einer Bibliothek in Berkeley, Kalifornien, eine Broschüre der 65th Infantry Division, in dem das Ereignis vom 8. Mai 1945 beschrieben wurde. Er nahm Kontakt zu dem gebürtigen Pöchlarner Frank Schanzer in Ohio auf, der als Mitglied dieser Division die Broschüre mitverfasst hatte. Dieser sandte das Büchlein mit dem Titel „Right to be Proud“ an Brod und Brod wiederum an seinen Jugendfreund Franz Stangler nach Erlauf. Franz Stangler machte es sich zur Aufgabe, das Treffen der Generäle aufzuarbeiten und öffentlich bekannt zu machen. Dabei blieb jedoch die Tatsache, dass das Wissen um das historische Ereignis vor allem zwei aus der Region vertriebenen jüdischen Emigranten zu verdanken ist, lange im Hintergrund.

2015 griff die Künstlerin Tatiana Lecomte die Thematik auf und befasste sich mit den Leben der Vertriebenen Ernst Brod und Frank Schanzer. Das aus ihren intensiven Recherchen hervorgegangene Buchprojekt Then Hitler invaded Austria. Vertreibung in die Sehnsucht wird anlässlich der Eröffnung von ERLAUF ERINNERT präsentiert und als temporäre Installation Teil des Museums sein.

"Whisky, Vodka und Veltliner"
Verlief das Treffen der alliierten Generäle in Erlauf 1945 zunächst von der Öffentlichkeit völlig unbemerkt, kam die Erinnerung an das historische Ereignis rund 20 Jahre später über Umwege nach Erlauf zurück. Die jüdischen Emigranten Ernst Brod und Frank Schanzer übermittelten eine Broschüre der US-Armee-Division, die das Treffen dokumentierte und setzten so eine bis heute gelebte Erinnerungskultur in Gang. Im Mai 1965 fand schließlich die erste offizielle Gedenkfeier in Erlauf statt: Verteidigungsminister Georg Prader reiste aufsehenerregend in einem Militärhubschrauber an und enthüllte feierlich im Beisein des sowjetischen Botschafters Awilow und des amerikanischen Botschafters Riddleberger eine Gedenktafel am Haus Scheichelbauer, in dem sich die Generäle zu Kriegsende getroffen hatten - heute das Gemeindeamt. Als Zeichen der besonderen Verbindung wurde zu diesem Anlass gemeinsam getrunken – nämlich Whisky, Vodka und Veltliner.

Im Jahr 2002 griff der Künstler Roman Ondák für die temporäre Ausstellung "Erlauf erinnert sich" die Szenerie des ersten offiziellen Gedenkakts und weiterer Begebenheiten der jüngeren Ortsgeschichte auf. Er stellte diese für die Gemeinde bedeutsamen Handlungen mit Kindergarten- und Schulkindern nach und verteilte die Sujets der "zukünftigen RepräsentantInnen" auf Plakaten in ganz Erlauf. Ondák verweist mit seiner Arbeit auf die Bedeutung ritueller Gestik. Mit der Nachinszenierung zeigt er, wie Offizielles, Historisches und Bedeutungsvolles erzeugt werden kann. Die Installation ist im Archiv der Kunst des neuen Museums ERLAUF ERINNERT dokumentiert.

"Wie aus dem Treffen zweier Generäle zwei Denkmäler für den Frieden entstanden."
In der Nacht von 8. auf 9. Mai 1945 treffen sich – mitten in den Wirren der letzten Kriegstage – ein sowjetischer und ein amerikanischer General in einem Privathaus an der Bundesstraße 1 in Erlauf, um per Handschlag das Ende des Zweiten Weltkriegs zu besiegeln.

Dieses unscheinbare und von der Öffentlichkeit zunächst unbeachtete Treffen, wurde zum historischen Ereignis und ab den 1960er-Jahren dann regelmäßig mit Friedensfeiern gewürdigt. Zum 50-jährigen Gedenken des Kriegsendes veranlasste ein engagierter Bürgermeister, 1995 zwei Friedensdenkmäler in der Ortsmitte zu errichten. In Zusammenarbeit mit der Landeskulturabteilung „Kunst im öffentlichen Raum“ wurden eine Skulpturengruppe des sowjetischen Künstlers Oleg Komov und eine Licht-Installation der amerikanischen Konzeptkünstlerin Jenny Holzer realisiert.

Formal sehr unterschiedlich sind diese künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum nun nach 20 Jahren selbst Teil der Geschichte und zu Wahrzeichen der Friedensgemeinde Erlauf geworden. Zahlreiche temporäre Kunstprojekte folgten, die sich mit Krieg, Vergangenheitsbewältigung und Geschichtsbewusstsein auseinandersetzten. Die künstlerischen Reflexionen über zeitgeschichtliche Ereignisse und die Auswirkungen des Krieges auf den Ort und seiner BewohnerInnen stehen im Fokus des neuen Museums ERLAUF ERINNERT.

Geschichte der Friedensgemeinde Erlauf

Der Unterlauf des Erlauf Flusses im Mündungsbereich zur Donau ist ein Jahrtausende alter Siedlungsraum. Die ältesten bekannten Funde stammen aus der mittleren Bronzezeit und sind fast 3.500 Jahre alt. Es handelt sich um Gefäßbruchstücke, die in einer Wohnhöhle auf der Anhöhe über Ofling gefunden wurden.

Der Name Erlauf ist entweder keltischen oder Illyrischen Ursprungs und stammt wahrscheinlich vom Wort „Adlerfluss – Arlape“. Im Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Noricum. Im österreichischen Kernland Niederösterreichs liegend, teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Österreichs.

Die Gegend des Ortes Erlauf war mit Sicherheit in der Römerzeit besiedelt. Der Platz "Arelape" umschloss das eigentliche Militärlager etwa von Brunn über Stadt Pöchlarn bis zu den römischen Töpfereien von Ornding. Das Militärlager befand sich auf einer Insel, die im Norden vom Donaufluß begrenzt war und im Süden von einem Donauarm, der von Krummnußbaum über Brunn bis Ornding und später wieder in die Donau mündete.

An diesem Donauarm, an der Mündung des Erlauf-Flusses lag die Zivilsiedlung Erlauf. Von diesem Donauarm zeugt auch ein beim "Schreckenbühel" gefundener römischer Stein zum Anlegen der Schiffe. Beim Bau der Bahnlinie Pöchlarn-Kienberg wurden 1877 im Ortsbereich bedeutende Reste eines römischen Ziegelbaus mit Prunkportal, Steinreliefs und Glasfragmenten ergraben. Ein Teil dieser Ausgrabungsfunde, ein Teilstück eines Giebels mit Adlerrelief, steht heute vor dem Museumseingang.

Nach dem Ende der Römerzeit im Zuge der ersten deutschen Landnahme dürfte in der Nähe von Harlanden die germanisch „Herilungoburg“ entstanden sein. Bei Forschungs- und Grabungsarbeiten von Wissenschaftlern 1856 konnten Fundamente zweier rechteckiger germanischer Bauwerke und Reste von einem Eisenpanzer freigelegt werden. In unmittelbarer Nähe davon Reste eines römischen Trocken-Schwitzbades und Geschirrbruchstücke, sowie zahlreiche eiserne Nägel.

In einer Urkunde aus der Karolingerzeit beschenkt 830 Kaiser Ludwig der Fromme das Bistum Regensburg mit einem Landstrich „Nämlich den Ort, wo vor alters die Herilungoburg stand mit Ihren Zugehörigkeiten im Umkreise“. Dabei ist unter anderem auch die Mündung der „Erlafa“ in die Donau erwähnt.

Ab 1357 erscheint ein örtliches Adelsgeschlecht, das sich "von Erlaff" nennt und bis Mitte des 15. Jahrhunderts nachweisbar ist. Später gehörte der Ort zur Grundherrschaft Zelking. Der Adelssitz ist inzwischen abgekommen und nicht mehr lokalisierbar. Die Sage von einer versunkenen Burg auf einer Wiese bei Harlanden findet auch Nahrung im Pfarrgrundbuch von Pöchlarn das sagt: Nach dem Brand der Kirche am 16.05.1664 wurden für den Wiederaufbau Steine eines zerstörten Tempels bei Harlanden verwendet.

Das heutige Wappen der Marktgemeinde bildet jedoch noch immer das Erbe aus dieser Zeit – rechts das Zeichen der Herren von Erlaff, ein blau und silber schräg geteilter Schild, links das damalige Regensburger Wappen, roter Grund mit silbernem schräger Techtsbalken.

In einer "Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Enns" ist 1838 Erlauf wie folgt beschrieben: Ein Dorf 41 Häusern, wovon Melk die nächste Poststation ist. In 50 Familien leben 143 männliche, 159 weibliche Personen und 32 Schulkinder. Der Viehstand zählt 41 Pferde, 18 Ochsen, 73 Kühe, 89 Schafe und 120 Schweine. Die hiesigen Einwohner sind gut bestiftete Landbauern, unter denen nebst einem Wundarzt, Bäcker, Wirte, Fleischer, noch verschiedene Handwerker sich befinden. Auf meist guten Gründen werden Weizen, Korn, Gerste und Hafer angebaut nebst anderen Hülsenfrüchten, auch wird eine gute Viehzucht getrieben und Obstbau, wovon das Obst zum Teil zur Mostbereitung verwendet wird.

 

Nach der Auflösung der Grundherrschaften 1848 wird im Jahre 1850 die Ortsgemeinde Erlauf gebildet. Sie setzt sich aus den Katastralgemeinden Erlauf, Harlanden, Knocking und Steinwand zusammen. Erlauf zählt zu dieser Zeit 50 Häuser mit 353 Einwohner. Die Aufgaben und Befugnisse so wie die Ausstattung mit finanziellen Mitteln waren bei den Gemeinden anfangs sehr gering. Auf dem Standort der Kapelle aus dem 15. Jahrhundert würde im Auftrag von Josefa von Zinzendorf 1742 bis 1745 die Nepomuk Kirche errichtet. Sie wurde 1783 zur Pfarrkirche erhoben und erhielt im Jahre 1853 einen Turm, das Erscheinungsbild der heutigen Pfarrkirche.

Ab 1861 gab es in Erlauf auch bereits die „Minjan-Andachten“ der ortsansässigen Israelitischen Kultusgemeinde und im Besonderen die religiöse Erziehung für die Kinder der jüdischen Familien der Region. Einmal wöchentlich kam der Vorbeter Nathan Stein und hielt im Haus Ignaz Kerpen diese Veranstaltungen ab. Dieses Haus befand sich übrigens ganz in der Nähe der Pfarrkirche. Der Ort des Unterrichtes richtete sich nach der Zahl der dort lebenden Schüler und davon gab es die meisten der Region in Erlauf.

Obwohl schon vor dem Jahr 1800 durch Hilfslehrer in Erlauf Privatunterricht erteilt wurde, gab es bis 1887 nur eine einklassige Schule für ca. 160 Kinder. In diesem Jahr wurde eine zweite Klasse eingeweiht, 1894 kam eine dritte Klasse dazu. Das alte Schulhaus ist das heutige Museumsgebäude neben der Pfarrkirche. Das heutige Volksschulgebäude ist erst 1959 eröffnet worden. Mit dieser Eröffnung erfolgte auch die Erhebung der Dorfgemeinde Erlauf zur Marktgemeinde.

Der Ort Erlauf liegt an der ehem. Poststraße von Wien nach Linz, heute die B1, daher gab es früher eine Poststation zum Wechseln der Pferde. Sie kreuzte sich hier mit der sogenannten Eisenstraße aus dem Erlauftal (Eisenwurzen) auf der Eisenwaren an die Donau zur Verschiffung gebracht wurden.

Die Bundesstraße 1 wurde ab 1950 zu einer wichtigen Ost- West Verbindung. Zu den Osterfeiertagen 1959 sind 1600 Fahrzeuge je Fahrtrichtung in der Stunde gezählt worden, was damals wegen der engen Ortsdurchfahrt eine große Belastung für die Bevölkerung darstellte. Dafür gab es zu dieser Zeit auch bereits drei Tankstellen im Ort und zahlreiche Gasthöfe.

Im Dezember 1959 wurde das erste Teilstück der Westautobahn eröffnet. Es reichte von St. Christophen bis Erlauf. Die Autobahn mündete damals am Schröckenbühel in die B1. Das Teilstück Erlauf bis Kottingpurgstall (Amstetten Ost) ging im Dezember 1961 in Betrieb. Das war eine gewaltige Veränderung für die Menschen und für die Betriebe im Ort auch wenn die Lebensqualität gehoben werden konnte. Heute gibt es keine Trafik und keine Tankstelle mehr und noch 2 Gasthäuser. Auf der Westautobahn A1 rechnet man im Sommer 2000 mit über 50.000 Fahrzeugen in 24 Stunden.

Um 1975 wurde die heutige Ortsdurchfahrt im Anschluss an die Errichtung der Wasserleitung und Kanalisation geschaffen. Ein Haus in der Ortsmitte musste damals deshalb abgerissen werden, das moderne heutig gültige Ortsbild der Marktgemeinde Erlauf war somit geschaffen.

101216